Überfahrene Wildkatze geborgen

10. Mai 2025: Totes Tier bei Lederdorn ist ein trauriger Fund, aber Nachweis gilt als Erfolg für Artenschutz
Wildkatze

Ein trauriger Fund am vergangenen Wochenende: In Lederdorn wurde eine Europäische Wildkatze überfahren. Dieser Unfall ist so aufsehenerregend wie tragisch, denn die Wildkatze gehört zu den sehr seltenen und streng geschützten heimischen Tierarten.

Ein Nachweis gilt als großer Erfolg für den Artenschutz. „Jeder Verlust einer Wildkatze ist ein herber Rückschlag für die lokale Population in unserem Landkreis“, erklärt Karola Jackisch, Mitglied des Bund Naturschutz (BN) und Koordinatorin des Lockstockmonitorings im Landkreis Cham.

„Leider gehören Verkehrsunfälle zu den häufigsten Todesursachen bei Wildkatzen. Der Straßenverkehr stellt eine erhebliche Barriere in ihrem Lebensraum dar. Besonders in der Paarungszeit und bei der Revierwanderung ist die Wildkatze stark gefährdet“, sagt Jackisch.

Scheue Waldbewohnerin

Einem glücklichen Zufall ist es zu verdanken, dass diese scheue und überwiegend dämmerungsaktive Waldbewohnerin geborgen werden konnte. Der Autofahrer, der die Wildkatze entdeckt hat, hatte sich als ehrenamtlicher Lockstockbetreuer beim Bund Naturschutz engagiert und somit einen Blick für die speziellen Merkmale entwickelt. In Zusammenarbeit mit Karola Jackisch, die das Wildkatzenmonitoring im Landkreis betreut, wurden die weiteren notwendigen Schritte zur Identifizierung unternommen.

Nachdem die typischen Erkennungszeichen wie Körperbau, Gesicht mit Nase, Schwanz, Rücken mit Aalstrich und noch weitere begutachtet und fotografiert wurden, bestätigte eine Expertin vom BN die erste Einschätzung vor Ort: Dieses Tier war tatsächlich eine Wildkatze. Endgültige Gewissheit wird eine DNA-Untersuchung der Fellhaare beim renommierten Senkenberg-Institut bringen.

Denn eine Wildkatze ist etwas ganz anderes als eine verwilderte Hauskatze, wenn man sie auch leicht verwechseln kann.

Wildkatzen unterscheiden sich in mehreren Merkmalen deutlich von Hauskatzen. Da ist zum einen das Fellmuster. Wildkatzen besitzen ein verwaschenes gestreiftes, ockerfarbiges Fell, das ihnen eine gute Tarnung in der Natur ermöglicht. Bei der Hauskatze hat das Fell einen grauen Grundton und die Tigerzeichnung ist sehr kräftig. Außerdem sind die seltenen Tiere in der Regel etwas größer und insgesamt massiger. Auch ihr Trittsiegel ist gut einen Zentimeter breiter und länger als bei der Hauskatze. Wildkatzen haben einen buschigen, rundlich endenden Schwanz mit typischer schwarzer, runder Spitze und drei bis fünf klaren dunklen Ringen. Wer auf die Nase achtet, erkennt, dass sie bei der Wildkatze immer rosa gefärbt ist. Und schließlich endet der schmale, schwarze Aalstrich an der Schwanzwurzel, während er bei der Hauskatze auf die Schwanzoberseite übergeht.

Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) ist in Deutschland nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Ihre Population ist durch den Lebensraumverlust und Verfolgung im 20. Jahrhundert stark zurückgegangen. In Bayern war sie ganz ausgerottet. Erst durch intensive Schutzmaßnahmen konnte sie sich in einigen Regionen wieder ausbreiten.

Straßenverkehr ist gefährlich

Umso tragischer ist der Fund auf der Straße von Lederdorn Richtung Bad Kötzting zu bewerten, da die Wildkatze im Landkreis Cham zum ersten Mal überhaupt 2015 im Rahmen des Lockstockmonitorings nachgewiesen wurde. Seitdem konnte durch kontinuierliche Beobachtungen bestätigt werden, dass das scheue Wildtier geeignete Lebensräume in der Region wiederbesiedelt hat.

Dieser Vorfall verdeutlicht, wie gefährlich der Straßenverkehr für die heimischen Wildtiere ist und unterstreicht die Bedeutung von Schutzmaßnahmen. Jeder Einzelne kann dazu durch eine vorsichtige Fahrweise seinen Beitrag leisten, besonders in der Dämmerung und nachts, wenn Wildtiere aktiv sind.

Der Bund Naturschutz fordert außerdem grüne Korridore, die Waldgebiete miteinander verbinden, um die Wanderungen der Wildtiere sicherer zu machen. Dazu gehört auch die Umsetzung von Maßnahmen wie Grünbrücken über Straßen oder Unterführungen.

Für Karola Jackisch ist klar: Das Bewusstsein für den Naturschutz zu stärken und gemeinsam Maßnahmen zu ergreifen, ist enorm wichtig. Dazu gehört auch die Anerkennung, wie bedeutend die Rückkehr der Wildkatze ist. Denn wie man sieht, tragen die bisherigen Bemühungen schon Früchte.