„Es soll einfach Spaß machen“
Eine mysteriöse Leiche in einem teuren Anzug liegt mitten im Schlamm. Um sie herum tote Kühe – vom Mörder keine Spur. Der dritte Krimi des Chamerauer Autors Florian Bock macht seine Leser schon in den ersten Kapiteln neugierig. Wer könnte der Mörder sein? Diese Frage beantwortet auch in diesem Krimi der Reihe das etwas zerstreute Polizistenduo, bestehend aus Richard Sonnleitner und seinem Partner Wolfgang Gruber. Auf geheimer Mission begeben sie sich auf die Suche nach dem mysteriösen Mörder, bewahren einen Unschuldigen vor lebenslanger Haft und finden schließlich den Täter – all das, während Richard fast seinen besten Freund verliert und die Beziehung mit seiner Freundin Lena retten muss.
Der neue Krimi „Da Bertl geht fischn“ lässt keine Langeweile aufkommen. Der Autor Florian Bock hat unsere Mediengruppe zum Interview am Satzdorfer See getroffen, an dem sich einige Szenen im Krimi abspielen. Im Gespräch verrät er, wie ein Freund aus Jugendzeiten zum Vorbild für einen Charakter in seinem Buch wurde, welche Katastrophe ihn zu dem Mordfall inspiriert hat und wie er mit Selbstzweifeln umgeht.
Der dritte Krimi Ihrer Reihe, „Bertl geht fischn“, ist fertig – wie lange haben Sie an diesem gearbeitet?Florian Bock: Das vergesse ich immer, aber ich denke die reine Schreibzeit war ein halbes oder ein dreiviertel Jahr. Zumindest ist es immer mein Ziel, diese Zeit einzuhalten.
Ihr Ziel?
Bock: Ja, ich arbeite Vollzeit als Großhandelskaufmann und habe zwei kleine Töchter daheim. Dementsprechend ist meine Zeit überschaubar. Meistens schaffe ich es nur zweimal in der Woche abends noch eine Stunde zu schreiben, deswegen geht es recht gemächlich voran. Leider.
Trotzdem haben Sie es geschafft, sich einen sehr kuriosen Mordfall einfallen zu lassen: Eine vergiftete Leiche, auf einem weißen Tuch mitten im Schlamm platziert. Wie sind Sie darauf gekommen?
Bock: Wegen der Ahrtal-Flutkatastrophe im Jahr 2021. Der Freund einer ehemaligen Arbeitskollegin hat sie miterlebt und davon erzählt. Da sei eine riesige Schlammfläche gewesen, darin lagen tote Kühe und in der Mitte eine Leiche. Dieses Bild hat sich in mir eingebrannt. Ich habe es genutzt und der Rest hat sich mit der Zeit irgendwie aufgebaut. Ich frage mich selbst immer wieder, wie ich auf solche Sachen komme.
Wo haben Sie sich noch Ideen für den Krimi geholt?
Bock: Ich lese ganz klassisch die Zeitung, da finde ich oft Themen, die ich als Handlungsanstoß nutze.
Und auch Personen, die Vorbild für Ihre fiktiven Charaktere sind?
Bock: Ja, der Aschinger, ein kalter Geschäftsmann, erinnert an bestimmte Personen aus großen Firmen in der Gegend.
Dienen auch Menschen aus Ihrem engeren Kreis als Inspiration?
Bock: Ja, der Foo, der beste Freund vom Richard, ist einem ehemaligen, sehr guten Freund von mir nachempfunden. Inzwischen haben wir uns ein wenig aus den Augen verloren, aber früher, als ich zwischen 18 und 25 Jahre alt war, war er einer meiner besten Freunde. Wie auch bei Foo war es bei ihm ein offenes Geheimnis, dass er öfter mal etwas geraucht hat, das nicht so ganz legal war – auch wenn wir nie darüber geredet haben, weil ich viel zu brav war.
Ist Foo auch Ihr Lieblingscharakter aus dem Krimi?
Bock: Nein. Ich hätte es nicht erwartet, aber mittlerweile ist Wolfgang, der Partner von Richard, der Charakter, zu dem ich am meisten Bezug habe. Am Anfang der Reihe war er etwas farblos, aber mit der Zeit entwickelt er sich immer mehr zu mir.Eine ungeplante Entwicklung also – haben Sie den Ausgang Ihres Krimis geplant, oder einfach drauflos geschrieben?
Bock: Früher habe ich einfach geschrieben und geschaut, wo es mich hinführt. Bei den ersten beiden Teilen wurde mir vorgeworfen, dass man schnell wusste, wer der Mörder ist. Bei diesem Teil habe ich viel mehr geplant, denn jetzt möchte ich deutlich mehr Spannung einbringen. Aber meine Bücher sollen auch nicht übertrieben spannend sein, es soll schon auch noch gemütlich zugehen.
Stichwort „gemütlich“: Bei dem Genre „Krimi“ denkt man eher an düstere, blutrünstige Szenen, die in Ihrem Krimi nicht vorkommen. Verzichten Sie bewusst darauf?
Bock: Ja, weil ich so etwas selbst nicht mag. In der heutigen Zeit ist die ganze Welt so kompliziert. Man will die Zeitung morgens gar nicht mehr aufschlagen, weil es so lange dauert, bis eine gute Nachricht kommt. Ich möchte, dass meine Leser bei meinem Krimi abschalten und hoffentlich ein bisschen lachen können. Wie, wenn man sich abends eine Folge „Hubert und Staller“ anmacht.
Also ist Ihr Anspruch, eher leichte Kost zu schreiben?
Bock: Genau. Ich will nicht die psychischen Abgründe eines Serienmörders erforschen oder jemanden belehren. Es soll einfach Spaß machen.
Und wie sind die Reaktionen darauf?
Bock: Es gibt schon Leute, die zu mir kommen und sagen, dass sie mein Buch super fanden. Das freut mich. Die Namen, die in meinen Buchtiteln vorkommen, sind immer die Namen meiner Arbeitskollegen. Manche fragen mich nun schon, wann sie endlich „umgebracht“ werden.
Und wer wird das nächste Opfer sein?
Bock: Schauen wir mal. Ich habe zumindest einen Fundus an ehemaligen Kollegen, den ich noch abarbeiten könnte.
Ist der nächste Krimi der Reihe schon in Planung?
Bock: Mein nächstes Buch, das hoffentlich bis Ende des Jahres veröffentlicht werden soll, geht in eine ganz andere Richtung. Es ist sozuagen mein Herzensprojekt.
Können Sie schon einen Tipp für Ihre Leser geben, um was es gehen wird?
Bock: Es geht um Zeitreisen, weil ich historische Sachbücher liebe und das gerne verbinden wollte. So ähnlich wie „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Viel abgedrehter also.
Aber nun steht erst einmal die Veröffentlichung von „Da Bertl geht fischn“ an. Hat man als Autor auch Zweifel, dass der Krimi nicht gut ankommt?
Bock: Ja und Nein. Es gibt gute und schlechte Momente.
Wieso?
Bock: Der erste Kommentar, den ich damals auf meinen ersten Krimi bekommen habe, war, dass er unglaublich schlecht ist. Das tut weh. Dazu musste ich kürzlich meinen Verlag wechseln, weil dem ersten Verlag die Resonanz auf die ersten beiden Bücher zu wenig war. Das hat mich kurz extrem ausgebremst, muss ich sagen. Man zweifelt alles an und fragt sich, wofür man sich die Mühe macht.
Was hat Sie dazu motiviert, nicht aufzugeben?
Bock: Ich musste mich einfach fragen, welches Vorbild ich für meine beiden Töchter sein will. Will ich ihnen beibringen, dass ich alles sofort hinwerfe, wenn ich einmal scheitere? Oder will ich ihnen zeigen, dass ich es trotzdem weiter versuche und nicht aufgebe?
Ihre Töchter sind bestimmt stolz darauf, dass ihr Vater Bücher schreibt, oder?
Bock: Ja, die Große schon. Sie kommt nach mir und liebt es, zu lesen. Aber meine Bücher darf sie noch nicht lesen. Die Kleine ist 2020 geboren, 2022 erschien mein erstes Buch – sie kennt es also gar nicht anders. Vielleicht fragt sie ja bald die anderen Kinder, warum ihre Papas keine Bücher schreiben.