Glaube an den Helferwillen Gottes
In der Gemeinde Chamerau ist die Tradition der Bitttage, die in der Zeit vor Christi Himmelfahrt stattfinden, ein fester Bestandteil des Glaubenslebens. Die Gläubigen kommen zusammen, um durch Gebet und Prozession ihren Glauben an Gott und die helfende Fürsprache der Heiligen sichtbar zu machen. Diese Brauchtumspflege, die sich über Jahrhunderte erhalten hat, zeugt von einem tief verwurzelten Vertrauen in den Helferwillen Gottes.
Der Ursprung dieser Bittgänge geht auf eine Anordnung des Bischofs Mamertus im Jahr 469 zurück, als Erdbeben und Missernten die Menschen in Not brachten. Seitdem versammeln sich Gläubige an drei Tagen vor Christi Himmelfahrt, um durch Bußprozessionen Hilfe und Segen zu erflehen. In diesem Jahr fand am Montagabend der erste Bittgang von der Pfarrkirche Peter und Paul nach Staning statt – ein Höhepunkt im Kirchenkalender, auf den viele Teilnehmer mit Vorfreude blickten.
Die Atmosphäre war geradezu feierlich, als sich zahlreiche Gläubige hinter dem Kreuz versammelten, um gemeinsam betend in Richtung der Dorfkapelle „Christus auf der Rast“ zu ziehen. Der Weg führte sie entlang des Regenufer und durch Hörwalting. Dabei wurden nicht nur die Füße bewegt, sondern auch die Herzen ergriffen von einem tiefen Glauben und einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig stützt.
Die Dorfkapelle selbst hat eine interessante Geschichte. Sie steht an der Stelle, wo einst ein schindelbedachtes Gebäude mit einem hölzernen Glockenturm stand. Pfarrer Peter Poiger, der sich intensiv mit der Chronik der Pfarrgemeinde befasst hat, beschreibt eine große Steinplatte in der Nähe, die angeblich die Fußabdrücke Christi trug. Diese Erzählung schafft einen mystischen Bezug zur Kapelle, die für viele Gläubige ein Ort der Einkehr und Besinnung darstellt.
Pfarrer Limbrunner sprach über die Herausforderungen der heutigen Zeit: den Krieg, die Flucht und das Verschwinden traditioneller sozialer Gefüge. Er ermunterte die Gläubigen, sich um ein gutes Miteinander zu bemühen und die Gemeinschaft zu stärken. Denn genau das macht den Glauben lebendig – nicht nur durch Rituale, sondern auch durch das tägliche Leben, durch den Umgang miteinander. Mit einem Marienlied endete der erste traditionelle Bittgang nach Staning – ein wunderschöner Abschluss eines bewegenden Abends. Nach dem gemeinsam gefeierten Gottesdienst mit Pfarrer Kilian Limbrunner, der die Bedeutung von Dankbarkeit und Verantwortung für die Schöpfung betonte, war es Zeit für eine Brotzeit im Schützenheim. Hier fanden die Gläubigen nicht nur eine Stärkung für den Körper, sondern auch den Austausch von Gedanken und Erfahrungen, die den Glauben lebendig halten.
Die Gläubigen machten sich voller Hoffnung auf den Heimweg, gestärkt durch die Kraft des gemeinsamen Gebets und den Glauben, dass Gottes Helferwille immer in ihrem Lebensweg präsent ist. So bleibt der Bittgang nicht nur ein Ritual, sondern wird zum Ausdruck des lebendigen Glaubens und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.