Kirtabaumaufstellen ist Präzisionsarbeit
Zum Patroziniums- und Kirtabrauchtum der Pfarrei zählt auch der Kirtabaum, der jedes Jahr auf dem Kirchplatz aufgestellt wird. Zurück zu den Wurzeln könnte man sagen – auch wenn dieser Baum gar keine mehr besitzt. Gemeint ist aber ohnehin vielmehr die alte Tradition, welche in Chamerau seit vielen Jahren begangen wird. Die Landjugend stellte am Freitagabend aus Anlass des Weihetages der Pfarrkirche St. Peter und Paul also wieder einen Kirtabaum auf. Dieses begann bei guter Witterung pünktlich um 18 Uhr mit einem Besucherboom.
Zu einem Gemeinschaftswerk der KLJB und dem Brauchtum verbundener Burschen und Männern wurde am Freitagabend das Kirtabaumaufstellen in Chamerau.
Für die Mitglieder der KLJB Chamerau sind es im Jahr vor allem zwei gesellschaftliche Höhepunkte, mit denen die Dorfgemeinschaft gestärkt werden soll. Neben dem großen Johannifeuer wird auch alljährlich am Kirtabaumaufstellen festgehalten. Bereits im Vorfeld haben die Mitglieder fleißig gewerkelt und unter Federführung der Frauen drei Reisigkränze gebunden, geschmückt mit Bändern in den bayerischen Landesfarben. Auch das Wetter passte am frühen Freitagabend und so konnte man in der Dorfmitte bei guten äußeren Bedingungen das hölzerne Symbol für Fruchtbarkeit und Stärke in die Senkrechte hieven.
Ein Gemeinschaftswerk
„Schee langsam“, mahnte Ernst Schlamminger, als sich „Chameraus junge Männer mit Unterstützung der erfahrenen, schon etwas älteren Mitbürger“ in die Riemen legten, um die 28 Meter hohe Fichte am „Kirchenvorplatz“ in die Senkrechte zu hieven. Es geht da um Präzisionsarbeit, wenn ein stattlicher Baum genau in das ihm vorgebende Loch versenkt werden soll. Keine leichte Aufgabe: Die Chamerauer Bürger sahen mit Interesse zu, wie sich die „Kirtabaumaufsteller“ ins Zeug legten, um die schöne Fichte mit ihrem Wipfel dahin zu bringen, wohin sie in der Senkrechten gehört: in den königlich-bayerisch blauen Himmel hinauf gerichtet.
Die „Jungen Männer der Landjugend“ gaben zwar beim Baumaufstellen den Ton an, aber, wie es im Leben halt so oft ist, die Weiblichkeit der Landjugend sorgte schon vorher dafür, dass der Baum auch sein stattliches Aussehen hatte, so wie es sich in der Nachbarschaft zur Pfarrkirche gebührte.
Sandro Gruber und Anna Brey, die beiden Vorstandsmitglieder wirkten nicht Besonders „angegriffen“ auch zur abendlichen Stunde nicht, obwohl Kirta-Tage natürlich lange Tage sind. Bereits am Nachmittag galt es, die 28 Meter lange Fichte herein auf die Dorfmitte zu bringen, dort wurde dann der von den Frauen und Mädchen angefertigte Schmuck dem Stamm angelegt.
Das Kirtabaumaufstellen in Chamerau hat schon über viele Jahre Tradition, wussten die beiden Vorstandsmitglieder zu berichten und fügten hinzu, dass man damit das „Brauchtum und die Tradition“ erhalten wolle. Wichtiger, so schien es bei der KLJB, dass man Spaß hat bei einem Ereignis, das es nur einmal im Jahr gibt. Eben der „Kirta“, mit allem, was dazu gehört.
Ein Baum ist bei der Landjugend bislang noch nicht gestohlen worden. Mit „wohlwollender Unterstützung“ sorgen sie jeweils selbst dafür, dass sie ihren Baum auf die Fuhre bringen und dann passen sie auch auf ihn auf. Manchmal ein wenig mehr, manchmal ein wenig weniger, aber immer so, dass man den Baum im Auge hat.
Ein gestrenger Meister des Baumaufstellens seit dem Jahr 2014 ist Ernst Schlamminger. Seine Befehle sind manchmal fast einschmeichelnd, dann aber wieder so streng, dass fast der Außenstehende zusammenzuckt. Ein Kinderspiel ist es wahrlich nicht, eine 28 Meter hohe Fichte in die Senkrechte zu bringen, in das dafür vorgesehenes Senkloch.
Pfarrer Kilian Limbrunner verfolgte mit Aufmerksamkeit, wie sich die „Katholische Landjugend und ihre Helfer“ ihrer Aufgabe entledigten. Am Ende funktionierte alles bestens, es durfte nach getaner Arbeit auch darüber diskutiert werden, ob der Kirtabaum wirklich ganz geradestand. Wenn nicht, so muss wohl vermutet werden, lag es am abendlichen Sommerwind.
Der große Moment
Nachdem der Kraftakt geschafft war, applaudierten die vielen Besucher das Geschehene. Die Chamerauer Kirchweih war eröffnet. Der Applaus der vielen Zuschauer war der Lohn für die Akteure. Als äußerst positiv wurde empfunden, dass neben den vielen Chamerauer Bürgern auch viele Neubürger staunend dieser alten Tradition beiwohnten.
Der mit vielen bunten Bändchen geschmückte Fichtengipfel des 28 Meter hohen Baumes hat nun die Aufgabe übertragen bekommen, über die Chamerauer Hausdächer hinweg den Leuten des Umlands zu verkünden, nach Chamerau zu kommen und mit der Ortsbevölkerung zusammen, am Kirtasonntag in Geselligkeit dieses alljährliche Ortsereignis zu feiern.
Anschließend versammelte sich die Dorfgemeinschaft um den Kirtabaum, um das Kirchweihfest zu feiern; die Landjugend übernahm mit vielen Mitgliedern die Bewirtung, sodass es gleich nach dem Aufstellen des Baumes nur zu einer kurzen Wartezeit am Brotzeitstand kam. Es zog sich dem Vernehmen nach bis weit in die Nachtstunden hinein.
Ein Dankeschön an alle Helfer
Die beiden Vorsitzenden der KLJB, Sandro Gruber und Anna Brey begrüßten die Gäste. Sie dankten allen Mitgliedern und freiwilligen Helfern, die beim Schmücken des Baumes und dessen Aufstellung mitgeholfen haben. Auch zeigten sie sich zufrieden über die vielen Gäste, die am Kirtabaumaufstellen teilnahmen. „Das ist zwar eine Mordsarbeit, aber doch eine großartige gemeinschaftliche Arbeit. Letztlich zeigt es, dass in der Gemeinde alle zusammen helfen“, so die beiden Vorsitzenden der KLJB. Auch zeigten sie sich zufrieden über die vielen Gäste, die beim diesjährigen Kirtabaumaufstellen teilnahmen.
Gekonnt wurde von allen Helfern zugepackt.
Gewaltig einspreizen mussten sich Chameraus starke Männer, um den Baum vor vielen zahlreichen Zuschauern vor der Pfarrkirche hochzuhieven.