Zeitreisen ins Mittelalter waren ein Erfolg

29. September 2025: Die Theatergruppe Chamerau traf mit den Sagenwanderungen genau ins Schwarze
Nachtwächter

In Chamerau einem kleinen bayerischen Ort, umgeben von den sanften Hügeln des Oberen Bayerischen Waldes, fand am vergangenen Wochenende ein Ereignis statt, das die Vergangenheit auf zauberhafte Weise zum Leben erweckte. Die Theatergruppe Chamerau lud zu ihren mit Spannung erwarteten Sagenwanderungen ein, und die Mühen der langen Vorbereitung wurden mehr als belohnt. Teilnehmer aller Altersgruppen strömten herbei, um sich auf eine Zeitreise in die faszinierende Welt des Mittelalters einzulassen – eine Reise, die sowohl unterhaltsam als auch lehrreich war.
Die Luft war erfüllt von Vorfreude, als sich die Wanderer am Kriegerdenkmal versammelten, bereit, den Geschichten der Region zu lauschen. Diese Sagenwanderung bot den Besuchern die spannende Möglichkeit, in die mystische Sagenwelt einzutauchen, die von den beeindruckenden Stein- und Felsformationen Chameraus sowie den düsteren Legenden rund um das „Schloßbugl“ geprägt ist.

Die Ritter von Chamerau

Die erste Station der Wanderung entführte die Teilnehmer in die glanzvolle Zeit der Ritter von Chamerau. Nachtwächter Albrecht Wächter, Erzählerin Appolonia Engelwurz und der schneidige Ritter Ferdinand von Chamerau begrüßten ihre Gäste herzlich. Appolonia erzählte lebhaft vom Aufstieg ihres Geschlechts, das im Jahr 1019 erstmals in den Turnierbüchern erwähnt wurde. „Die alte Burg Chamerau war unser Stolz“, schwärmte sie. Doch hinter dem Glanz verbargen sich Schatten: „Die Ritter lebten oft im Übermaß, die Bevölkerung litt unter ihren übertriebenen Steuern.“ So zog die nostalgische Erinnerung an eine Zeit voller Pracht und Schwierigkeiten durch die Luft.

Zwei Riesen bauen jeweils eine Burg

Der nächste Halt der Wanderung führte die Gruppe in den gemeindlichen Park, wo Albrecht die Legende zweier Riesen lebendig werden ließ. „Jeder von ihnen baute eine Burg, doch da sie nur einen Satz Werkzeug hatten, warfen sie sich diesen ständig hin und her. „Schließlich stritten sie und verwandelten die Werkzeuge in Waffen.“ Die Zuhörer waren fasziniert, vor allem von der großen Mulde im Boden, die der Hammer eines Riesen hinterlassen hatte.
Mit einem schmunzelnden Blick erzählte Albrecht von Ritter Ferdinand, dem Schrecken des Bayerlands. Sein Herz war auf Gold und die schönen Töchter der Gegend aus. „Als er die Tochter eines Müllers mit Gewalt gewinnen wollte, sprang die Maid mutig ins Wasser, weit entfernt von seinen gierigen Händen.“ Die dramatische Wendung ließ alle den Atem anhalten.

Das zwielichtige Treiben

Auf dem Rückmarsch zur Pfarrkirche ertönte plötzlich ein Kanonenschuss, der die Teilnehmer zusammenzucken ließ. „Ein Warnschuss!“ Wir müssen zurück ins Dorf! „Unsere Kanone wurde 1955 in Pocking gekauft und wird traditionell als Salutkanone verwendet“, berichtete Appolonia grinsend.
Mit einem weiteren Halt vor der Pfarrkirche Peter und Paul, die durch ihr eindrucksvolles Gewölbe und den Hauptaltar besticht, tauchte die Wanderung weiter in die tiefen Wurzeln der Region ein. „Hier sind unsere Heiligen verewigt. „Aber die Geschichte geht tiefer“, fügte Albrecht hinzu, während Appolonia eine Anekdote über die Heilige Barbara erzählte, die den Zuhörern zeigte, wie eng das himmlische und das irdische Leben in dieser Region miteinander verbunden sind.

Die Totengräberin

Nachdem die letzten Schritte der Mitwanderer verhallt waren und die Pfarrkirche hinter ihnen verschwand, versammelten sich alle vor dem Leichenhaus des Alten Friedhofs. Die dunklen Wolken über ihnen schienen die geheimnisvollen Geschichten der Sagenerzählerin Appolonia aufzusaugen. Ihre Stimme war ein wisperndes Echo, das durch die kühle Abendluft glitt, während sie von den Aufgaben des Totengräbers berichtete. „Die Waschung und Ankleidung der Toten“, begann sie, „erforderte Mut und Anstand. Oft wurden sie in Hochzeitsanzügen beerdigt, obwohl diese längst nicht mehr passten. „Manchmal schnitt man einfach etwas ab, als hätte es nie Bedeutung gehabt.“ Und doch, meine Lieben, es gab seltsame Wünsche! Ein Mann ließ sich mit seiner Schnupftabakdose ins Grab legen, der Reitlbauer gar mit seiner Rosspeitsche. „Ja, ich freute mich, dass es nur die Peitsche war!“
Ihr Blick wandte sich den schattigen Gräbern zu. „Der Abend wird länger, und im Dunkeln, da treibt es mir Angst in die Glieder. „Kommt, gehen wir schnell weiter!“

Die Geister

Im Dunkel der unheilvollen Nacht, als die Schatten der Bäume mit dem Nebel verschmolzen, traten plötzlich drei Geister auf den Weg zur Schule. Ihre Umrisse waren kaum zu erkennen, und eine leise, unheimliche Stimme durchbrach die Stille: „Wenn der Nebel liegt über den Gräbern still, jede arme Seele endlich Frieden will.“ Die Luft wurde kalt, und ein Frösteln zog durch die Herzen der Passanten.
Appolonia durchbrach das gespenstische Schweigen: „Ja, einst erzählte man sich von diesen Geistern, die über die Wiesen am Roßberg und Gillisberg schwebten. Unruhige Seelen, gefangen zwischen Leben und Tod, suchten vergeblich nach Erlösung. Ihre Lichter tanzten im Nebel, hüpften über die nassen Felder und verschwanden schlagartig, nur um in einem neuen Augenblick unerwartet wieder aufzuleuchten. Im Herbst, wenn der Nebel die Erde umarmte, waren sie besonders zahlreich. Doch heute? „Die Menschen haben die Augen für das Mystische verloren, vergessen die Geschichten vergangener Nächte.“ Ein kalter Wind wehte, als die Geister weiterzogen, ihre Klagen in der Dunkelheit hinterlassend.

Die Schrazln

In Richtung Schulhaus, nah dem geheimnisvollen Schulgarten, warnte Apollonia: „Vorsicht, die mistigen Schrazln flitzen umher!“ Diese kleinen, schelmischen Wesen waren einst die guten Geister der Bauernhöfe. In der Dunkelheit schlüpften sie aus ihren Schrazllöchern und halfen den Menschen, ohne jemals Lohn zu verlangen. Sie stopften Strümpfe, wischten Geschirr und hielten alles in Ordnung – nur ein paar Essensreste und frisches Obst schnappten sie sich als Dank. Doch die Zeiten änderten sich. Die Menschen begannen, sie zu meiden. Mit einem traurigen Lächeln zogen die Schrazln sich zurück, ihre goldenen und edlen Schätze bewahrend. Gelegentlich trieben sie noch kleine Streiche: Kartoffeln in Schuhen verstecken oder Wachs im Ofen schmelzen lassen. Doch richtig böse waren sie nie. Ihre Spuren sind noch in den verwunschenen Winkeln des Bayerischen Waldes zu finden – in den geheimnisvollen Schrazllöchern, die auf ihre Rückkehr warten.

Die weiße Frau und „Da bsuffa Mo“ von da Stoaklamma

Auf dem Weg zur Stoaklammer schlenderte die Gruppe gedämpft, als ihnen ein betrunkener Mann entgegenkam. „Geht’s nicht weiter?“ „Seid ihr nüchtern?“ Seine Worte hallten in der Dämmerung wider, durchzogen von einem Hauch angsterfüllter Warnung. „Gestern Abend, nach ein paar Maß Bier vom Bäckerwirt, lachte ich dem Unheil ins Gesicht – und dann kam sie!“
Er fixierte sie mit glasigen Augen. „Eine Furie, lange weiße Haare im Wind, ihr Gewand wehte wie ein Schatten der Nacht. „Packte mich die, zog mich ins Wasser und bürstete mir den Kater aus dem Kopf!“
Appolonia flüsterte spöttisch: „Gerade recht geschieht dir, du Saufbruder!“
Plötzlich zog Rauch über das Ufer, und eine unheimliche Stimme drang durch die Luft: „A Schisserl voll Blut, a Schisserl voll Darm. Huaaaahhhhh! „Wo san die besoffenen Männer?“ Die lange Agnes war erwacht; die düsteren Legenden der Region lebten und fesselten das Publikum mit unheilvollem Zauber.

Ein gelungener Abschluss

Die letzte Station der Sagenwanderung fand auf dem Pfarrhof statt, wo Albrecht und Appolonia mit großem Engagement die Geschichte des Ortes, die bis ins Jahr 1633 zurückreicht, lebendig werden ließen. Regisseurin Petra Oswald zeigte sich begeistert von der Resonanz der Zuschauer und lobte die Mitwirkenden für ihre leidenschaftlichen Darbietungen. „Wir haben die Gespenster vergangener Zeiten hinter uns gelassen und die Geschichten von Chamerau erweckt“, so Oswald.
Abschließend lud die Theatergruppe alle Anwesenden zu einem Umtrunk ein; ein geselliges Beisammensein, das ermöglichte, den Abend Revue passieren zu lassen. Für all jene, die in diesem Jahr keine Karten für die Sagenwanderung ergattern konnten, gibt es bereits einen Lichtblick: Diese zauberhaften Wanderungen werden im nächsten Jahr fortgesetzt.
Die Theatergruppe Chamerau begeistert mit einer Vielzahl an talentierten Mitwirkenden, allen voran die Erzählerin Appolonia (Ingrid Fersch) und der Nachtwächter Albrecht Wächter (Thomas Heigl), begleitet von seinen Knappen Jonathan und Leonhard. Ritter Fabian Althammer, die Riesen Andreas Kraus und Christian Schichtl sowie die Müllerstochter Nina Weindl zogen das Publikum in ihren Bann. Die drei Geister, gespielt von Hanna, Nina und Magdalena, sowie die Schrazl-Kinder und die beeindruckende lange Agnes und „Da bsuffa Mo“ sorgen für Gänsehautmomente. Unter der Regie von Petra Oswald wurden Geschichten lebendig, die noch lange die Herzen berühren dürften.

So kann man mit Fug und Recht sagen: Die Sagenwanderungen in Chamerau waren zweifellos ein voller Erfolg – eine nostalgische Reise in die Vergangenheit, die alle Teilnehmer in Staunen versetzte und die Magie des Mittelalters auf zauberhafte Weise erlebbar machte.

 

Nachtwächter Albrecht Wächter und Apollonia Engelwurz konnten mit der Geschichte Chameraus viel zur Unterhaltung bei der Sagenwanderung beitragen,


Die zwei Riesen bauten beide gleichzeitig eine Burg, hatten aber dazu nur einen Satz an Werkzeug, und so warfen sie sich vom Haidstein zum Lamberg und umgekehrt die Werkzeuge zu.


Die listigen Schrazln waren wieder bei der Sagenwanderung dabei.


Die furchterregende lange Agnes erwartet auf dem Weg zur Stoaklammer den „bsuffan Mo“ des Nachts, mit „an Schisserl voll Blut“ und „an Schisserl voll Darm“.


Da bsuffa Mo wurde gehörig ins Gebet genommen.


Spieler und Wanderer trafen sich zum Abschluss im Pfarrhof.

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
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