Eine lange Tradition, die auf Gesang ausgerichtet ist

27. September 2023: 70 Jahre ist der Männergesangverein Chamerau mittlerweile alt. Die Mitglieder sangen an ihrem Festabend selbst und ließen auch singen und spielen
Der Männergesangverein.JPG

Chamerau. (hep) „Musik ist ein Geschenk Gottes, sie ist eine Gabe Gottes, sie macht die Leute fröhlich, und man vergisst alle Laster.“ Die Freude an der Schönheit kunstvoller Lieder, die Martin Luther so treffend beschrieb, führte vor 70 Jahren eine Gruppe musikbegeisterter Männer aus Chamerau zusammen.
Die Sänger haben im Mai einen Festgottesdienst gestaltet und am Samstag das Jubiläumsjahr mit einer weltlichen Feier beendet. Der Männergesangverein feierte seinen besonderen Geburtstag mit einer Mischung aus Unterhaltung  und Erinnerungen der Vereinsgeschichte „Chamerau singt und spielt“ lautete das Motto der Veranstaltung des Männergesangvereins. Dies führte zu einer gelungenen Mischung aus Gesang und Musik und Information die das Publikum beeindruckte.
Der Vorsitzende des Vereins, Rudi Lüttke, begrüßte die Besucher im voll gesetzten Bürgerhaus. Der erste Vorsitzende freut sich, Abordnungen befreundeter Chöre wie den Hohenbogen-Chor aus Neukirchen beim Heiligen Blut und einige Martinssänger aus Miltach sowie die Ehrengäste, Bernhard Kurnoth, Alois Kreutner und Konrad Waschler, Bürgermeister Stefan Baumgartner und Pfarrer Kilian Limbrunner sowie viele Chamerauer Bürger und darüber hinaus begrüßen zu dürfen. Er freute sich, dass die Blaskapelle „Quetschn-Blosn‟ mit uriger Blasmusik dabei sein kann.
Im weiteren Verlauf der „Geburtstagsfeier‟ spielten und sangen abwechselnd die Blaskapelle „Quetschn-Blosn‟, sowie der 25 Mann starke „Männergesangverein‟ mit seinem Liedermeister Klaus Meitert und das „MGV Duo‟ Kare und Manfred. Schriftführer Alfred Holzner brachte auf seine bekannte Art zwischen den einzelnen Blöcken viel verborgenes der letzten 70 Jahre zu gehör.



Von  A wie Anfänge bis Auftritte


Schriftführer Alfred Holzner unternahm  bei seiner gekonnten, geschickten Präsentation seines Vortrags aus der Chronik des MGV der letzten 70 Jahre, die Teils mit Reimen und Pointen bestückt war, die aufmerksamen Zuhörer oft zum Schmunzeln. Er erzählte unter anderem wie der Verein vor sieben Jahrzehnten im Mai 1953 gegründet wurde, bereits im Juni begannen ordentliche Singstunden und im Dezember folgte schon der erste Auftritt bei einem Lieder- und Musikabend  des MGV im Gasthaus Wieser. Genauer betrachtet waren es sogar zwei Abende am 19. und 20. mit insgesamt 157 zahlenden Besuchern, denen der Kunstgenuss jeweils 80 Pfennig wert war. Der durchschnittliche Stundenlohn war damals 1,50 Mark. Der Chor, er bestand damals aus 16 Männern, sang  neun Lieder, einige davon aus dem Liederbuch für Männerchöre. Aber schon drei Jahre später war es nur noch ein Konzertabend, der Schriftführer schrieb damals: der Besuch ließ viel zu wünschen übrig. Ab 1959 gab es keinen Konzertabend mehr, dafür aber Auftritte bei bunten Abenden des Trachtenvereins. Wir haben daraus gelernt und treten heute dort auf, wo die Leute sowieso schon da sind: bei Vereinsfesten, Sängertreffen und Gottesdiensten. Stammgast sind wir zum Beispiel bei der Maiandacht auf dem Kalvarienberg, getreu dem Motto: Erst die Mess, dann die Mass.

 

Fleißig oder Fällt aus


Für die Auftritte in den Anfangsjahren musste natürlich fleißig geübt werden. So waren wöchentliche Singstunden angesetzt, ohne irgendeine Pause im Jahr. Der damalige Schriftführer gibt für das Jahr 1956  insgesamt 54 Zusammenkünfte an, mit einem durchschnittlichen Besuch von 15 Sängern. Das wurde in den folgenden Jahren dann deutlich weniger, immer öfter erscheint  in den Anwesenheitslisten der Vermerk „Fällt aus“. Die gewissenhaften Schriftführer geben oftmals auch den Grund an: Fußballübertragung im Fernsehen, Pater Leppich spricht, Volksfest in Cham, Feuerwehrball, Weiberfasching, Gelegentlich fehlten auch ganze einzelne Stimmen, dies kam öfter im Sommer vor. Viele Singstunden fielen im Frühjahr für die Abhaltung der Sängerbälle aus. Abwesenheit des Vorstandes und  aufgrund von Differenzen mit Kreisen außerhalb des Vereins eine weitere Ausfallbegründung. Ab 1967 gab es immer größere Pausen auch im Sommer, ab April 1977 fällt alles aus. Ende 1978 ging es dank Klaus Meitert wieder los, es wird 14-tägig gesungen mit Sommerpause, aber der Vermerk fällt aus erscheint nur noch ganz selten. Vor allem mit der Sängerzahl ging es steil bergauf: Im Jahr 1980 waren es 29 Einsätze mit durchschnittlich 15 Sängern, 1990 36 Einsätze mit 21 Sängern und 2000 34 Einsätze mit 25 Sängern, dabei ist es dann weitgehend geblieben.


Schriftführerzitate


Sein Wissen beruht aus den Notizen der Schriftführer in denen er selbst die letzten 32 Jahre mit beteiligt war. Mit mir waren es bisher zehn in den 70 Jahren. Es kommen natürlich die verschiedensten Charaktere darunter vor. Der Kritische im Juni 1961: „Die Gesangstunden wurden regelmäßig abgehalten, ließen aber zu wünschen übrig: Jugendlicher Damenbesuch brachte zwar gesellschaftlichen Aufschwung, vermochte aber nicht darüber hinwegzutäuschen, dass die positive Gesangsarbeit immer mehr in den Hintergrund trat.“  Am 20. Februar 1971 sang  der MGV anlässlich der Trauung unseres klaren Tenors und Musikers Rudi Lüttke die Waldlermesse in der St.-Anna-Kapelle in Viechtach mit bestem Erfolg.“ Aber es wird auch über Misserfolge berichtet.
So schreibt der Ehrliche im August 1964: „Die letzte Beteiligung des MGV am Heimatabend des Trachtenvereins brachte wohl eine kleine Missstimmung, da man es nicht der Mühe fand, den MGV auf die Programmverkürzung aufmerksam zu machen, so dass die Sänger im Vereinslokal vergebens auf den Auftritt warteten.“


Vorstandschaften



Bei den ersten Vorsitzenden kommen wir auf sieben. Zunächst Josef Holzer, Ernst Treml und Rudolf Schubert. Vor genau 50 Jahren wurde der heute noch aktive Sänger Klaus Irrgang zum 1, Vorsitzenden gewählt. Ihm folgten der leider viel zu früh gestorbene Walter Purschke und  unser aktiver Sänger Ludwig Kappenberger. Und seit 29 Jahren ist Rudi Lüttke unser Frontmann!

2. Vorstände wurden insgesamt neun benötigt, die ersten fünf brachten es auf insgesamt lediglich 6 Jahre. Dafür ist der Neunte ein für den Verein wertvoller Dauerbrenner: Peter Dobler ist mittlerweile im 35. Dienstjahr.

Beim Kassier kamen wir mit fünf Männern aus. Konrad Waschler war vor 50 Jahren mit diesem Amt  betraut, nach ihm kam dann der Rekordhalter Manfred Zenk mit 44 Dienstjahren. Und schon wieder fünf Jahre im Einsatz ist nun Karl Wutz.

Für einen Posten brauchten die Sänger nur zwei Besetzungen, den Liedermeister, den wohl wichtigsten Posten in einem Gesangverein. Die ersten 25 Jahre führte Werner Ködel den Taktstock. Er war auch zeitweise 2. Vorstand und Schriftführer.

Seit 45 Jahren gibt Klaus Meitert jetzt den Ton an, dieser entscheidet auch, welche Lieder für uns passen und welche nicht. Leider werden die, die nicht passen immer mehr. Ohne Klaus kein Männergesangverein!


Von Zahlen bis Zukunft


Beim Start 1953 waren es 16 Sänger. Heute hat der MGV Chamerau 62 Mitglieder, die Hälfte sind aktive Sänger. Hier hat sich in den letzten Jahrzehnten wenig getan. Im Jahr 2000 waren es 66 Mitglieder bei 34 Aktiven. Änderungen gab es aber beim Alter der Sänger. Waren es damals 57,2 Jahre so sind die Aktiven heute im Schnitt 71,2 Jahre alt. Und fast alle seit Jahrzehnten dabei, die durchschnittliche Mitgliedszeit der Aktiven beträgt 37,5 Jahre. In den letzten zehn Jahren kamen drei neue Aktive dazu. Das Problem ist nur, sie haben das Durchschnittsalter nicht gesenkt, sondern erhöht!


Zusammenfassung


Wenn man den MGV vergleichend als männliches Wesen betrachte, so lässt sich sagen: Die produktivste Zeit war im Kindergarten und der Schule, es wurde aber auch viel gezankt und gestritten. Dann kamen die wilden Zwanziger, alles andere als Singen war jetzt wichtig. Mitte bis Ende der Zwanziger setzte dann wieder die Vernunft ein, es ging stetig aufwärts, es ging uns gut, wir waren zufrieden. Dann kam der Rentnerschock, der MGV wurde zur Untätigkeit verbannt. Man könnte auch sagen, es kam die Corona-Zeit. Jetzt mit 70 hat der MGV die Umstellung geschafft, Long-Covid-Schäden sind kaum eingetreten, wir singen halt etwas gemütlicher, aber mindestens mit der gleichen Freude wie früher.


Grußwort


Bürgermeister Stefan Baumgartner gab in seinem Grußwort an, seine „Sangesbrüder“ zu verstehen, dass Musik und Gesang verbinde und ge­prägt sei von Heiterkeit und Fröh­lichkeit. Sein Dank galt dem Verein für den unermüdlichen Einsatz, speziell auch der Vorstandschaft mit Rudi Lüttke an der Spitze, von dem man mit Fug und Recht be­haupten könne, der Dienstälteste Vorsitzende in der Gemeinde zu sein. Der Name Klaus Meitert stehe für 45 Jahre Liedermeister, so das Gemeindeoberhaupt. Diese lange Zeit dürfte einmalig sein im Land­kreis, wofür man sich unter Beifall der Festbesucher bedankte. Der musikalische Botschafter neben den Chamerauer Sängern sei der Män­nergesangverein. Der Bürgermeis­ter sei stolz auf die Sangeskunst in der Gemeinde und darüber hinaus.
Bei unterhaltsamen Stunden bei Musik und Gesang mit der „Quetschn-Blosn“, dem vereinseigenen MGV-Duo Manfred Purschke und Karl Wutz und natürlich dem Männergesangverein, konnte das Jubiläum noch gebührend gefeiert werden. 

 

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.