Es klapperten Mühlen am rauschenden Bach

10. August 2020: Roßbach 1448 erstmals erwähnt – Ritter Ferdinand trieb dort sein Unwesen

 Chamerau. Der Name Roßbach, ein Gemeindeteil von Chamerau, hat nichts mit einem Pferd, dem „Ross“ zu tun. Dem kleinen Raschenbach, dem „Roschba“, heute heißt er Roßbach, der durch den Ortsteil fließt, verdanken die Bewohner den Namen. An diesem Bach befanden sich einmal vier Mühlen und ein Sägewerk. Die Roßbachmühle, heute Kolbeckmühle genannt, befand sich von 1830 bis 1905 im Familienbesitz der Gmachs. Das Sägewerk wurde 1905 von der Roßbachmühle abgetrennt und als Sägewerk „Gmach“ weitergeführt. 1905 wurden die Mühle und das Sägewerk an das Ehepaar Eiber aus Furth im Wald verkauft. 1938 erwarben die Eltern von Alfons Kolbeck sen. die Mühle und legten somit den Grundstein für das im Familienbetrieb geführte Unternehmen.

Roßbach und Roßberg 

 In einer Archivurkunde vom 27. Juli 1448 wird Roßbach erstmals erwähnt. Der Weiler scheint eines der Vorwerke der Burg Chamerau gewesen zu sein, strategisch günstig gelegen, an einem Sattel, der das Regental von der Lederdorner Senke schied. Spuren einer ehemaligen Befestigung waren bis in die jüngste Zeit vorhanden.

 Die Geschichte der Siedlung ist mit der Familie von Hund verbunden, die einmal Besitzer der Hofmark Chamerau war und im Hochwasser des Regens bei Satzdorf ertrunken sein soll.

 In Apians Topographie aus dem Jahr 1563 heißt es: „Roschpach Villa ad sylvam Roschberg“. Zusammen mit der Aussprache des Ortsnamens im Volksmund hat das zu folgender Deutung Anlass gegeben, die auch Pfarrer Poiger in seinen Aufzeichnungen verwendet: Die Vorsilbe „rosch“ wird von rasch, schnell, steil abgeleitet; „pach“ – der Bach mit einem starken Gefälle, das er tatsächlich auch aufweist. „Roßberg“ wäre demnach mit „steiler Berg“ zu umschreiben. Bei anderen Deutungen spielt die Annahme eine Rolle, es könnte sich bei der Siedlung um ein sogenanntes „Roßlehen“ gehandelt haben, ein Lehensgut mit einem nicht scharwerkspflichtigen Freibauern, der im Kriegsfall Rösser und Reiter zu stellen hatte.

 Die erste urkundliche Erwähnung ist in einer Archivurkunde aus dem Jahre 1448 zu finden. Darin ist die Übergabe der zum Schloss Chamerau gehörenden Güter Lederdorn, Bärndorf, Meinzing, Ried, Gilling und Roßbach an die Brüder Albrecht, Haimran und Heinrich Nothafft mit Willen Ulrich des Chamerauers wegen einer Erbschaft bescheinigt.

 Der versteinerte Ritter

 In die Geschichte gingen aber auch einige Nachkommen der Landherren durch ruchlose Taten ein. Es gibt viele Geschichten über die Ritter von Chamerau, ehemals „Landherren des Bayerischen Waldes“ genannt, in denen auch von einigen die Rede ist, die sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert haben. Einem von ihnen, Ritter Ferdinand, hatte es das „schwache Geschlecht“ in der Person der schönen Müllerstochter aus Roßbach angetan, die jedoch nichts von ihm wissen wollte.

 Eines Tages, als er in gewohnter Weise von seiner Feste auf Raub auszog, überraschte er die Jungfrau auf der Wiese ihres Vaters, wo sie das Leinen bleichte. Er fasste den Entschluss, mit Gewalt zu nehmen, was ihm nicht in Gutem gegeben wurde, und lenkte sein Ross vom Wege ab auf den Grasplatz hin. Das Mädchen erkannte die Situation und versuchte sich durch die Flucht zu retten. Das Regenufer erreicht, entschied sie sich für den Sturz in die Fluten, da der Ritter nahte. Mit dem Ruf „Gott! Gnade meiner Seele!“ stürzte sich die Jungfrau in die Fluten.

 Diese Fluten waren barmherziger als die Menschen und trugen sie nach einer Untiefe hin, wo sie festen Fuß fassen konnte. Doch war sie noch nicht gerettet, denn der Verfolger setzte ihr auch in den Fluss nach und bald hörte sie dicht hinter sich das Schnauben der Rosse und das Hohngelächter der wilden Schar. Mit einem Male aber war alles still, und als die Jungfrau sich umwendete, sah sie weder Ritter Ferdinand noch Knappen, wohl aber eine lange Reihe ungestalter Felsblöcke, die vom Ufer bis über die Mitte des Flusses sich erstreckten. Die Steine liegen noch heute im Regen, und man sieht sie, wenn man von Chamerau nach Roßbach auf dem Fahrradweg hinuntergeht. Und der „Roßstein“, dieser große pferderückenförmige Stein, soll der Rest des versteinerten Ritters Ferdinand sein.

 Die Ortsgeschichte

 Nach der Gerichtskonskription von 1752 und dem Hofanlagebuch von 1760 gehörte Roßbach zur Obmannschaft Roßberg und zur Gemeinde Bärndorf. Geführt wird der Ort zu dieser Zeit als Weiler mit drei Anwesen, einem Vollhof, der 1755 in zwei Höfe geteilt wurde (Pauli und Sepp) und zwei einschichtigen Viertelhöfen, zur Hofmark Lederdorn gehörend, der Weixlmühle und dem Anwesen Höcht. Dass es sich bei ersterem Anwesen um einen Vorfahren der „Roßbachmühle“ handeln könnte, ist denkbar. Nach dem Grundherrschaftsregister 1752/60 unterstand Roßbach zu dieser Zeit dem Landsherrn, keiner Adelsfamilie und keinem Kloster.

 Pfarrer Poiger lag, als er 1906 mit der Niederschrift der Pfarrchronik begann, ein Brief eines geborenen Roßbachers, des Königlichen Bergmeisters Martin Sponfeldner aus Sonthofen aus dem Jahre 1830 vor, der detaillierte Angaben über das angebliche Aussehen der befestigten Hofstelle machte. Sie war demnach, durch Schwellung des Roßbaches, größtenteils mit Wasser umgeben. Der Flurname einer Wiese „Auf der Schwell“, könnte auf diese Besonderheit hindeuten. Sie lag bergseitig, wo sich auch die Zugbrücke und ein tiefer Graben befunden haben sollen, gegen den Eyberg zu, auf einer langen Strecke ein künstlich aufgeschütteter Wall, der die Gebäude schützte. Den Eyberg (= Aichberg) deutet übrigens Pfarrer Poiger als ein früher mit Eichen bewachsenes Gelände.